Skandinavische Spezialitäten: Filme aus dem Norden

Begonnen von filmtiger, 05. März 2023, 10:59

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Submarino (2010)

Nick und sein jüngerer Bruder sind in schlimmen Verhältnissen aufgewachsen. Armut, Missbrauch und eine alkoholabhängige Mutter bestimmten ihre Jugend, bis eine Tragödie die Familie auseinanderriss. Nun ist Nick 33 und wird aus dem Gefängnis entlassen. Er ist ein Mann, der weiß, was er will: hart trainieren und hart trinken – hart werden gegen die ganze Welt. Als Bodybuilder haust er in einem heruntergekommenen Wohnheim am Stadtrand Kopenhagens. Sein Bruder ist derweilen zum Junkie geworden und alleinerziehender Vater. Nur zwei Dinge gibt es in seinem Leben, die ihm wichtig ihm: die tägliche Spritze und dass Martin, sein sechs Jahre alter Sohn, es einmal besser hat. Was ein hinreichender Grund für ihn ist, mit Heroin auch zu dealen.

In einer finsteren Gegend von Kopenhagen leben die Brüder nebeneinanderher und suchen einander doch. Was sie verbindet, ist der Kampf um ein lebenswertes Leben. Gelegentlich kreuzen sich ihre Wege. Doch zueinander finden sie erst im Gefängnis. Aber dann ist es für die beiden beinahe schon zu spät.

Der Film des früheren ,,Dogma"-Regisseurs Thomas Vinterberg (,,Der Rausch") basiert auf dem gleichnamigen Roman des für seinen unbedingten Realismus gefeierten dänischen Romanautors Jonas T. Bengtsson. Seinen Titel hat er einer perfiden Foltermethode zu verdanken: ,,Submarino" – so heißt die Prozedur, bei der der Kopf eines Menschen bis zur Erstickungsgrenze unter Wasser gedrückt wird.

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Das gute Fräulein (1999)

Eine große Familiensaga, die auf einer Geschichte des isländischen Nobelpreisträgers Halldór Laxness basiert. Rannveig kehrt aus Kopenhagen in ihr Dorf auf Island zurück. Sie ist unverheiratet und schwanger und muss deshalb erfahren, wie weit ihre Familie geht, um die Ehre des Hauses zu schützen. Dabei übernimmt ihre hübsche Schwester Thurid den Hauptpart, die ,,Sünderin" zu strafen. Thurid geht sogar so weit, Rannveigs Kind zu entführen. Doch sie endet in der gleichen Situation wie ihre verachtete Schwester. Ein Film über zwei Frauen und einen Mann, über Liebe und Trennung.

"Das gute Fräulein" basiert auf dem gleichnamigen Roman von Nobelpreisträger Halldór Laxness und war 1999 Islands Oscar-Nominierung. Der Film von Guðný Halldórsdóttir erhielt in gleich fünf Kategorien den isländischen Filmpreis "Edda".

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Bye Bye Blue Bird (1999)

"Der Rest der Welt ist so weit weg", denkt man auf den Faröer-Inseln im Nordatlantik. Doch plötzlich stehen da zwei junge Frauen in der Hauptstadt Tórshavn, die mit ihrem schrillen Outfit, bunt gefärbten Haaren und selbstbewußtem Auftreten auf der kleinen Insel mit den niedlichen rot-weißen Häuschen als echte Sensation wirken. Wie sich herausstellt, haben Barba und Rannvá familiäre Angelegenheiten zu klären. Der Fischer Rúni nimmt die beiden in seinem alten Ford mit auf eine Reise quer durch die Faröer-Inseln. Auf dem Weg nach Norden treffen sie u.a. eine gestrandete Sängerin, missionarische Großeltern, durstige Hochzeitsgäste und ein Jesus-Double. Auch Fahrer Rúni scheint so seine Geheimnisse zu haben. Es wird eine Fahrt voll skurriler Begebenheiten zwischen Aquavit, seltsamen Charakteren und fatalen Familienbanden, bei dem die beiden Passagierinnen ihr schrilles Make-Up nach und nach ablegen, aber dafür an Lebensfreude und Selbstverantwortung gewinnen.

BYE BYE BLUE BIRD ist Roadmovie, Komödie und Melodram, ein wunderbarer Landschaftsfilm und ganz nebenbei auch ein Film über Mütter und Töchter und über die Reibungen zwischen Sehnsucht nach Freiheit und traditionellem Lebensgefühl. Denn "Inselbewohner wollen immer wissen, was hinter dem Horizont los ist, aber wer auf Dauer weggeht, wird als Verbrecher betrachtet". Regisseurin Katrin Ottarsdottír stammt selbst von den Faröern. Schon ihr erster Film "Atlantic Rhapsody" (1989) fand internationale Aufmerksamkeit.

BYE BYE BLUE BIRD wurde auf mehreren Festivals mit Preisen ausgezeichnet: Hauptpreis Nordische Filmtage Lübeck 1999, Preis der Ökumenischen Jury Filmfestival Mannheim-Heidelberg 1999, Tiger Award Rotterdam International Film Festival 2000.

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Der Hochzeitsfotograf (2009)

Robin ist ein Hochzeitsfotograf aus einem Kaff in der schwedischen Provinz Värmland. Ein Auftrag führt ihn auf eine Luxus-Hochzeit in den feinen Stockholmer Vorort Djursholm. Er verliebt sich in die Schwester der Braut und versucht sich an die Welt der Oberklasse anzupassen. Das klappt eher so mittelprächtig.

Die u.a. mit Tuva Novotny und Kjell Bergqvist hochkarätig besetzte Komödie von Ulf Malmros ("Slim Susie") wurde mit zwei schwedischen "Guldbagge" ausgezeichnet.

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Dianas Hochzeit (2020)

Als am 29. Juli 1981 Charles und Diana in London vor den Traualtar treten, heiraten im fernen Sarpsborg auch Liv (Marie Blokhus) und Terje (Pål Sverre Hagen), Eltern einer jüngst auf den Namen der Princess of Wales getauften Tochter. Aus deren Perspektive erzählt ,,Dianas Hochzeit" vom turbulenten Auf und Ab einer Ehe im kleinbürgerlichen Milieu einer norwegischen Reihenhaussiedlung der 1980er und 90er Jahre. Ehekräche und Versöhnungen, Heimlichkeiten und Peinlichkeiten summieren sich dabei zu einem permanenten Ausnahmezustand, dem die Tochter gern entkommen möchte ...

Befeuert von Bruce Springsteens Rock 'n' Roll und zeitgenössischen Disco-Hits, entfaltet sich schwungvoll die lebensnahe Alltagschronik eines Familienlebens, das sich - ganz ohne Glamour - durch Menschlich-Allzumenschliches auszeichnet. Charlotte Blom: ,,Eine erfolgreiche Komödie muss immer auch Tragisches beinhalten, Schmerz und Verlust."

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Der Bambi-Effekt (2011)

Veronica und Cecilie haben sich im Internet kennengelernt und verfolgen ein gemeinsames Ziel: für immer verschwinden. Sie fahren zusammen zum Ferienhaus von Veronicas Eltern am Meer, von wo sie nie mehr zurückkehren wollen. Statt einen Abschiedsbrief zu hinterlassen, halten die beiden Teenager die letzten Tage ihres Lebens mit einer Kamera fest. "Der Bambi-Effekt" ist dieser Film. Doch das Projekt entwickelt sich ganz anders als geplant. Veronica und Cecilie haben sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie sie diese letzten Tage verbringen wollen. Und dann tauchen auch noch zwei Jungs vom Nachbarhaus auf und bringen den Plan entscheidend durcheinander.

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Brim (2010)

Jon Geir ist tot. Das Besatzungsmitglied des Reykjaviker Fischtrawlers ,,RE 29" hat die jüngste Fangfahrt nicht überlebt. An seiner Statt nimmt der Skipper Anton (Ingvar Eggert Sigurðsson) seine Nichte Drifa (Nína Dögg Filippusdóttir) an Bord des überholungsbedürftigen Schiffes, sehr gegen seine eigene Überzeugung. ,,Dies ist die Hölle auf Erden", hat er sie gewarnt, ,,16-Stunden-Schichten und harte Arbeit." Drifa merkt schnell, dass auf der Fahrt durch raue See und harten Wind Seekrankheit noch das Geringste ist, was ihr bevorsteht: Denn in dem verwinkelten Labyrinth des Trawlers bekommt sie es mit Männern zu tun, die innerlich ebenso aufgewühlt sind wie draußen das Meer. Und auch diese Fahrt steht unter einem Unglücksstern, zumal der Geist Jon Geirs unter Deck noch immer umzugehen scheint, als sei er der Klabautermann ...

Mit dem in Island gefeierten Bühnenstück ,,Brim" hat Regisseur Árni Ólafur Ásgeirsson sich für sein auf engstem Raum angesiedeltes Psychodrama die optimale Vorlage an Land gezogen. Präzise Charakterentwicklung und eine souveräne Inszenierung der Naturgewalten machen den Film zum atemberaubenden Törn auf einem "Brím" wurde sechsfach mit dem isländischen Film- und Fernsehpreis "Edda" ausgezeichnet: Bester Film, Beste Hauptdarstellerin, Beste Kamera, Bester Schnitt, Beste Filmmusik und Beste Tongestaltung.

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Bis dass der Tod uns scheidet (2007)

Jan ist ist ein ganz gewöhnlicher Kerl, doch er hat es nicht leicht. Er ist der mit Abstand unbeliebteste Mitarbeiter auf der Schwedenfähre, wo er das Restaurant leitet. Seine Ehe mit der nicht ganz so gewöhnlichen Bente steht kurz vor dem Zusammenbruch. Jans Chef merkt, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt, und schickt Jan in eine Gruppentherapie. Dort freundet er sich mit den Mechanikern Alf und Rudy an und sieht endlich ein Licht am Ende des Tunnels. Doch als die Freundschaft eine unerwartete Wendung nimmt, wird das Leben erst so richtig hart für Jan.

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Fürchterlich glücklich (2008)

Der junge Polizist Robert (Jakob Cedergren) wird nach einem dunklen Kapitel in seinem Privatleben von Kopenhagen in ein Kaff in Südjütland versetzt. Für ihn ist es kein Traumjob, aber eine notwendige Zwischenstation auf dem Weg zurück in die Zivilisation. In dem scheinbar idyllischen Außenposten soll Robert zeigen, dass er sein Leben wieder im Griff hat und sich vorschriftsmäßig verhält. Aber die Regeln im Dorf und die lokale Hierarchie passen nicht ganz zu Roberts Plänen. Denn das Leben ist bekanntlich nichts für Anfänger - erst recht nicht draußen auf dem Land.

"Fürchterlich glücklich" basiert auf dem gleichnamigen Roman von Erling Jepsen. Die mit Jakob Cedergren, Lene Maria Christensen und Kim Bodnia prominent besetzte Verfilmung von Henrik Ruben Genz wurde vielfach ausgezeichnet und war 2010 Dänemarks Beitrag zum "Oscar".

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The Real Estate (2018)

Nach einem ausschweifenden Partyleben erbt Nojet ein Wohnhaus von ihrem kürzlich verstorbenen Vater. Was sie zunächst für einen Goldgrube hält, entpuppt sich als Fluch.

Als sie nach Jahren im Ausland nach Stockholm zurückkehrt, inspiziert sie das Gebäude zum ersten Mal. Nojet findet heraus, dass die Wohnungen im 7. Stock alle illegal vermietet werden. Ihr Neffe Chris ist der Verwalter des Gebäudes. Er bestreitet jeden Betrug, bittet Nojet jedoch um Rücksicht für die armen Mieter, die aufgrund des schwierigen Wohnungsmarktes keine andere Wahl haben.

Desillusioniert und ahnungslos sucht Nojet Hilfe bei Lex, dem Anwalt der Familie, der nur zwei Möglichkeiten sieht: das Gebäude so zu belassen, wie es ist, oder zu verkaufen. So oder so ist ein schneller Umschwung nötig.

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Bitchkram - Zickenalarm (2012)

Kristin hat das Kleinstadtleben satt. Nicht nur in der Schule, auch von ihrer Schwester Linn fühlt sie sich nur noch genervt. Wie gut, dass die Schulzeit bald hinter ihr liegt und sie auch Linn nicht mehr zu sehen kriegt! Denn gleich nach dem Abschluss wird Kristin die Kleinstadt verlassen und in die Stadt ihrer Träume fliegen: New York! Sie hat dort sogar schon einen Job: Vom Chefredakteur ihrer Lokalzeitung hat sie den Auftrag erhalten, regelmäßig aus der Stadt, die niemals schläft, zu berichten.

Doch dann ist es ausgerechnet Kristin, die den Flug nach New York ,,verpennt". Frustriert und aus Angst vor Hänseleien sieht sie keine andere Chance, als sich bei ihrer Freundin Andrea einzuquartieren. Vorm Computer machen sich die beiden stil- und modebewussten Mädchen daran, ihr ,,virtuelles" New York zu entwerfen, aus dem Kristin von nun Begeisterndes zu berichten weiß.

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Onkel (2019)

Auf einem kleinen Hof in Südjütland lebt die 27-jährige Kris zusammen mit ihrem gebrechlichen Onkel, der ohne sie längst hätte aufgeben müssen. Sie haben eine enge Beziehung und großes Verständnis füreinander, obwohl sie den Großteil ihres Alltags schweigend verbringen.

Als Kris ein Kalb während seiner Geburt rettet, erwacht ihr alter Traum, Tierärztin zu werden, wieder zum Leben. Sie freundet sich mit dem redseligen Tierarzt Johannes an und entdeckt langsam, dass es ein Leben außerhalb des Hofes gibt. Dort lernt sie Mike kennen, einen jungen Mann, der im Kirchenchor singt und Interesse an ihr zeigt. Kris steht vor einem schwierigen Dilemma: Soll sie auf dem Hof bleiben oder ihrem Herz und ihrem aufkeimenden Traum folgen?

Autor und Regisseur Frelle Petersen lebte und arbeitete monatelang auf dem Hof, auf dem sich die Geschichte abspielt und der dem Onkel der Hauptdarstellerin gehört, der sich im Film selbst spielt. Bis auf die Protagonistin sind alle Rollen mit Laiendarstellern besetzt, die in einem Radius von 15 km um den Hof wohnen und alle den gleichen südjütischen Dialekt sprechen.

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Kleiner Berg (2008)

Es ist Wahltag. Emil soll die Wahlurne zum kleinen Flughafen der entlegenen Insel vor Island bringen, damit die Stimmen der Dorfbewohner rechtzeitig in der Hauptstadt ausgezählt werden können. Doch ausgerechnet heute möchte sein Sohn Albert eine Grundsatzaussprache, und Emil verpasst das Flugzeug. Eine Komödie mit frostiger Inseltemperatur, in der die Familienverhältnisse sehr handfest geklärt werden.

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Chasing the Wind (2013)

Als ihre Großmutter stirbt, kehrt Anna zurück nach Norwegen, in ihr kleines Heimatdorf am Meer. Jahrelang hat sie sich nicht blicken lassen. Ihr verbitterter Großvater Johannes ist wenig begeistert, sie zu sehen und auch Annas zurückgelassener Freund Håvard scheint mehr als überrascht, dass sie wieder auftaucht.

Johannes spricht kaum ein Wort. Der mürrische Alte schlägt selbst das Bestattungsunternehmen in die Flucht. Ein Glück, dass Håvard beim Sargbau einspringt, Annas Charme trägt Früchte. Doch ihre Rückkehr kratzt an alten Wunden, ein Unfall, der das Leben aller Beteiligten für immer verändert hat und das Miteinander nicht einfacher macht. Als Annas Verlobter Mathias überraschend aufkreuzt, muss sich Anna entscheiden, was ihr wirklich wichtig ist.

Dem Regisseur des preisgekrönten, skurrilen Roadmovies "Nord", Rune Denstad Langlo, gelingt ein melancholischer aber auch humorvoller Film über die Unmöglichkeit, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und die Möglichkeit, trotzdem im Heute anzukommen.

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Albatross (2015)

Ausgestattet mit einem Abschluss als Software-Ingenieur und einer ordentlichen Portion Abenteuerlust hat der Großstadtjunge Tommi solide Pläne für de Zukunft mit seiner Freundin Rakel geschmiedet. Sie wollen den Sommer in den wilden isländischen Westfjorden verbringen, bevor sie ihr gemeinsames Leben in der Hauptstadt beginnen.

Im wilden Westen ändern sich die Dinge schnell, und bevor er es merkt, muss Tommi mit seinen prolligen Arbeitskollegen zusammenhalten, um den Sommer zu überstehen. Das ist leichter gesagt als getan, wenn man es gleichzeitig mit einem extrem fordernden Chef, Natur in ihrer schönsten Form und einer aggressiven Tierwelt zu tun hat.